Die zoologisch-paläontologischen Sammlungen
Die Geschichte der Sammlungen beginnt bereits im Jahr 1700 nach dem Schlossbrand in Weimar mit dem Ankauf eines Teils des Naturalienkabinettes von Christian Lorenz von Adlershelm durch Herzog Wilhelm Ernst von Weimar, der von 1683 bis 1728 regierte. Aus dieser Zeit stammen einige unser auch in der heutigen Ausstellung gezeigte besonders attraktiver Stücke, wie z.B. die Walknochen. Diese Stücke befanden sich zunächst im Schloss in Weimar im dortigen Kunst- und Naturalienkabinett, wurden durch den Ankauf von Fossilien, die sich ebenfalls bei uns befinden, erweitert und aus Platzmangel in Räume des Stadtschlosses verlagert und bildeten den Grundstock des Herzoglichen Museums in Jena. Im Jahr 1779 wurde das Walchsche Naturalienkabinettes durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar angekauft. Im Jahr 1839 umfasste das Museum – nunmehr verstärkt auch für die Lehre genutzte »Zoologische Kabinett« – 2.073 Sammelnummern, darunter 39 Säugetier- und 524 Vogelpräparate. Über viele Jahre nahm Goethe direkten Einfluss auf die Einrichtung. Aus dieser Zeit und den ersten Jahren der Kunstkammer verfügt das Phyletische Museum u. a. noch über Fossilien, Walknochen sowie das Skelett des auch von Goethe bearbeiteten Auerochsen, das Bojanus im Jahr 1827 wesentlich für seine Erstbeschreibung des Urstiers Bos primigenius als Grundlage gedient hat.
1850 erfolgte unter der Leitung von Oscar Schmidt die Abtrennung vom »Mineralogischen Kabinett«. Damit wurde das »Zoologische Museum« eine selbständige Einrichtung. Ihr späterer Direktor Ernst Haeckel im Jahr 1907 das Phyletische Museum gründete.
Eine enorme Erweiterung erfuhren die Sammlungen unter dem Direktorat von Haeckel, der seine umfangreichen Aufsammlungen vom Roten Meer, Indischen Ozean und Ceylon (Sri Lanka) einbrachte. Später folgten die Expeditionsausbeuten von Richard Semon (Malaiisches Archipel und Australien), Ludwig Plate (Ceylon) und Jürgen Harms (Java und Sumatra). Hinzu kamen Ankäufe und Schenkungen von Insekten-, Conchilien- und Fossiliensammlungen. Typenmaterial befindet sich vor allem unter den Expeditionsausbeuten.
Da Ernst Haeckel das Phyletische Museum zunächst ohne Magazinräume hatte errichten lassen, fand nur ein Teil dieser Sammlungen Aufstellung im Museum. Der größere Teil verblieb in den Räumen des Institutes für Zoologie. Diese Situation begann sich erst im Rahmen der Neugestaltung der Schauräume des Phyletischen Museums in den Jahren 1956–1963 unter Professor Manfred Gersch als Direktor zu ändern, als ein Raum im Obergeschoss für die inzwischen bedeutend angewachsenen Insektensammlungen eingerichtet wurde. Ein weiterer bedeutender Materialzufluss erfolgte nach 1969 mit der Übernahme umfangreicher zoologisch-paläontologischer Sammlungsbestände aus anderen Universitätsinstituten der Friedrich-Schiller-Universität. Zeitgleich konnte damals mit dem planmäßigen Aufbau der wissenschaftlichen Sammlungen begonnen werden. Seither wurden unter der Sammlungsleitung von Dr. Dietrich von Knorre große Fortschritte erzielt, die vorhandenen Bestände zu ordnen, wissenschaftlich zu erfassen sowie sie für Forschung und Lehre zu erschließen.
Nachdem in den letzten Jahrzehnten bereits Kellerräume zu Sammlungsräumen umgebaut wurden, konnte im Jahr 2000 anlässlich des Geschenkes der europaweit größten privaten Wirbeltier-Sammlung von Prof. Dr. Dr. Dietrich Starck (Frankfurt am Main) die frühere Hausmeisterwohnung vollständig saniert und mit einer großen Hebelschubanlage ausgestattet werden. Diese bietet auf fast 2000 Regalmetern eine hochwertige Unterbringung der »trockenen« Wirbeltiersammlung.