Invasive Pflanzenarten in Jena
Wir arbeiten zur Zeit an einer illustrierten Liste der invasiven Pflanzenarten Jenas mit Empfehlungen zum Management der jeweiligen Arten. Jeder Neophyt kann so kontrolliert werden, dass keine Gefährdung biologischer Vielfalt mehr gegeben ist.
Sie können gerne Meldungen zu allen Arten abgeben und wir sind auch an Fotos interessiert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt zur Zeit bei der Orientalischen Zackenschote (Bunias orientalis). Hier kann ein Faltblatt heruntergeladen werden: pdf Zackenschote
Wir stellen hier kurz einige der bekannten Neophyten der Region vor. Die Liste ist nicht vollständig und wird laufend überarbeitet. Top 100 schlimmste Europas / Welt: Nach Listen von DAISIE und ISSG.
1) Invasive Zierpflanzen und krautartige Pflanzen
Orientalische Zackenschote (Bunias orientalis): Neophyt mit der stärksten Dynamik in der Region. Im Stadgebiet innerhalb der letzten 20 Jahre weit verbreitet, durch falsches Management an Straßenrändern und auf Wiesen inzwischen lokal sehr häufig, auch bereits in fast allen NSGs präsent. Sehr schwer zu bekämpfen, sehr hohes invasives Potential. Blüte/Samenbildung durch Mahd zum richtigen(!) Zeitpunkt verhindern. Bekämpfung durch wiederholtes tiefes Ausstechen, Folienabdeckung; auch die temporäre Anwendung von Herbiziden sollte bei Dominanzbeständen in Erwägung gezogen werden. pdf Zackenschote
Staudenknötericharten (Fallopia spp.): Besonders schwer zu bekämpfende Pflanzen, die in stetiger Ausbreitung begriffen sind; zahlreiche Herde, z.B. an der Saale, auf Brachflächen etc. Hochproblematisch am Ufer der Saale, dort dringend Bekämpfung notwendig. Bestände entlang der Saale sowie auf den städtischen Grundstücken sollten rasch erfasst und die Bestände bekämpft werden. Oft durch Gartenabfälle in die Natur gelangt. Erdaushub darf keinesfalls weiterverteilt werden. Bekämpfung durch regelmäßiges Ausreißen (4 pro Jahr, mehrjährig). Entsorgung der oberirdischen Teile: gründlich durchtrocknen, dann Bioabfall. Wurzel / Rhizom: Restmülltonne oder Verbrennung. Top 100 schlimmste Welt.
Solidago canadensis (Kanadische Goldrute): Sehr weit verbreitet auf Brachflächen, an Böschungen, auf Wiesen etc., auch in NSGs.Setzt sich aggressiv gegen andere Pflanzen durch, Bestände wachsen rasch an. Samen durch Wind weit verbreitet. Zweimalige Mahd pro Jahr verhindert weitere Ausbreitung. Bekämpfung durch Ausreißen mit Wurzel am wirksamsten.
Impatiens glandulifera (Drüsiges Springkraut): An Gewässerufern weit verbreitet, dringt inzwischen auch an viele Standorte abseits von Gewässern vor. Ist empfindlich gegenüber regelmäßiger Mahd. Blüte sollte verhindert werden (Mahd August), um weitere Ausbreitung zu unterbinden. Top 100 schlimmste Europas.
Echinops sphaerocephalus (Drüsige Kugeldistel): Bisher lokal verbreitet, weitere Ausbreitung in Jena unbedingt vermeiden, keine weitere Verwendung in Grünanlagen und Gärten. Breitet sich zur Zeit rasant in verschiedenen Trockengebieten (NSGs) in Jena aus. Erfahrungen bei Bekämpfung werden zur Zeit gesammelt. Mehrfache Mahd oder Ausstechen wird empfohlen.
Heracleum mantegazzianum (Riesen-Bärenklau): Im Stadtgebiet weitgehend unter Kontrolle und Beobachtung. Vorsicht bei Maßnahmen, da der Pflanzensaft giftig wirkt, insbesondere bei hellem Tageslicht. Verhindern des Aussamens. Mehrjähriger Bekämpfungsaufwand. Anleitung hierzu bei G. Brehm erhältllich. Top 100 schlimmste Europa
2) Gehölze / Bäume
Robinia pseodoacacia (Robinie): In Trockengebieten Jenas und der Umgebung sehr problematische Baumart (Konkurrenzkraft, Stickstoffbindung), insbesondere auf Sandstandorten, auch in NSGs. Verzicht auf den Einsatz als Stadtbaum wäre wünschenswert. In Schutzgebieten sollte sie kosequent bekämpft werden, in Forsten durch andere Baumarten ersetzt werden. Top 100 schlimmste Europas
Ailanthus altissima (Götterbaum): Im Innenstadtbereich und in Parkanlagen bisher nur relativ wenige Bäume im Bestand. In jüngerer Zeit weitere Pflanzungen durch die Stadt und auf Privatflächen. Als Stadtbaum ungeeignet wegen Bruchgefahr. Hoch invasive Baumart (z.B. im Nationalpark Donauauen bei Wien), erhebliche Schäden in der Infrastruktur (Gleisbetten etc.). Etablierung im Raum Jena sollte unbedingt verhindert werden. Auf weitere Pflanzung verzichten. Top 100 schlimmste Europas
Acer negundo (Eschen-Ahorn): Regelmäßig in Grünanlagen gepflanzt. Verwildert in der Saaleaue. Auf weitere Pflanzung verzichten, insbesondere in Tallagen. Sukzessiver Ersatz durch heimische Arten, Management entlang der Saale erforderlich.
Pinus nigra (Schwarz-Kiefer): Gegen Erosion stellenweise auf Trockenhängen in Jena angepflanzt, in NSGs. Bestände sollten kontrolliert und weitere Ausbreitung verhindert werden (laufende Programme). Schrittweise Sukzession zu Hainbuchen-Eichenwäldern. Auf Pflanzung im Stadtgebiet sollte verzichtet werden, aufgrund geringer Fernausbreitung aber weniger problematische Art.
Populus x canadensis (Bastard-Pappel): Auf Pflanzung verzichten, andere Pappelarten (Schwarzpappel, Zitterpappel) stehen zur Verfügung.
Symphoricarpos albus (Gewöhnliche Schneebeere): Sehr häufig gepflanzt. Unklar, ob in Jena invasiv. Vorsorglicher Verzicht auf Pflanzung.
Rhus hirta (syn. Rhus typhina) (Essigbaum) Regelmäßig in Grünanlagen gepflanzt, stellenweise durch Gartenabfall invasiv. Bildet schwer zu bekämpfende Wurzelbrut. Leicht durch heimische Arten zu ersetzen.
Quercus rubra (Rot-Eiche): Regelmäßig in Grünanlagen gepflanzt. Leicht durch heimische Arten zu ersetzen.
Rosa rugosa (Kartoffel-Rose): Vereinzelt gepflanzt, in Jena bisher nicht erkenntbar invasiv. Vorsorglicher Verzicht auf Pflanzung zu erwägen. Top 100 schlimmste Europa
Buddleja davidii (Schmetterlingsstrauch): In Jena bisher an wenigen Stellen verwildert. Im kontinentalen Klima mit nur schwacher Ausbreitungstendenz. Auf Pflanzung in öffentlichen Grünanlagen vorsorglich verzichten. Sollte beobachtet werden.
Prunus serotina (Späte Traubenkirsche): Vereinzelt gepflanzt, in Jena bisher nicht erkennbar invasiv. Auf sauren Böden in weiten Teilen Europas / Deutschlands extrem problematisch, daher ist vorsorglicher Verzicht auf Pflanzung zu empfehlen. Top 100 schlimmste Europa